Newsletter #64 - Wenn deine größte Position mehr als 40% verliert – und du trotzdem nicht verkaufst
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Hi, Peter hier.
Stell dir vor, deine größte Aktienposition (fast 30% deines gesamten Portfolios) verliert innerhalb weniger Monate mehr als 40%.
Was würdest du tun?
Die meisten Privatanleger würden wahrscheinlich in Panik geraten: "Habe ich einen Fehler gemacht?" "Sollte ich verkaufen, bevor es noch schlimmer wird?" "Vielleicht war die Investmentthese doch falsch?"
Dev Kantesaria von Valley Forge Capital hat genau das erlebt. Seine größte Position, Fair Isaac (FICO), ist 2025 zwischenzeitlich um mehr als 40% gefallen.
Ende September sah sein Portfolio folgendermaßen aus: Insgesamt nur 9 Positionen und über 80% in lediglich 4 Positionen.

Praktisch alle seiner Positionen (bis auf S&P Global und ASML) sind seit Jahresanfang im Minus. Hier die Performance seiner Einzelpositionen seit Jahresbeginn:
- Fico: -22%
- S&P Global: +0%
- Mastercard: -9%
- Moody's: -10%
- Visa: -8%
- Intuit: -5%
- ASML: +21%
- EFX: -28%
- MSCI: -12%
Für einen Hedgefonds mit 4,2 Milliarden US-Dollar verwaltetem Vermögen ist das... unangenehm.
Zum Kontrast: Seit der Gründung 2007 hat Valley Forge durchschnittlich 15% pro Jahr gemacht – über 5 Prozentpunkte mehr als der S&P 500. Seit 2013 über 500% Gesamtrendite. Aber 2025? Ein beschissenes Jahr.
Was Privatanleger von diesem bisher "schlechten Jahr" lernen können
1. Drawdowns sind normal – auch bei den Besten
Kantesaria hat den S&P 500 über die letzten zwei Jahrzehnte outperformed. Und trotzdem hat er 2025 ein schlechtes Jahr.
Die Lektion: Selbst die erfolgreichsten Investoren haben Phasen der Underperformance. Das gehört dazu. Wenn du erwartest, jedes Jahr zu gewinnen, wirst du enttäuscht werden – und wahrscheinlich zur falschen Zeit verkaufen.
2. Ein Jahr sagt nichts über den Erfolg einer Strategie aus
Ein schlechtes Jahr macht eine erfolgreiche Langfriststrategie nicht ungültig.
Die Frage ist nicht: "Wie läuft es dieses Jahr?"
Die Frage ist eher: "Wie läuft es über 5, 10, 15, 20 Jahre?"
3. Conviction bedeutet auch Verluste auszuhalten
Jeder kann eine Aktie halten, wenn sie steigt. Das ist einfach. Wahre Überzeugung zeigt sich erst, wenn es bergab geht.
Kantesaria hält auch nach einem Rückgang von 40% an FICO fest. Er hält Equifax, obwohl diese seit Jahresanfang mit 28% im Minus ist. Er hält an Mastercard, Visa und MSCI fest, trotz negativer Performance.
Warum? Weil er weiß, dass kurzfristige Kursschwankungen nichts mit dem langfristigen Wert und Potential des Unternehmens zu tun haben.
Frag dich selbst: Hast du Aktien in deinem Portfolio, von denen du so überzeugt bist, dass du sie auch bei -40% oder -50% halten würdest?
Wenn die Antwort "Nein" ist, solltest du sie vielleicht gar nicht erst besitzen.
Der Kontrast zur aktuellen Marktnervosität
Letzte Woche habe ich über die Nervosität an den Märkten geschrieben – fehlende Wirtschaftsdaten nach dem Shutdown, Unsicherheit über die FED-Politik, Risk-Off-Stimmung.
Die meisten Investoren reagieren auf so etwas mit hektischem Trading. Rein in sichere Häfen, raus aus Tech-Werten, Portfolio "optimieren".
Kantesaria?
Macht wahrscheinlich wieder (so gut wie) nichts. Nicht weil er blind ist, sondern weil er folgendes weiß:
1. Absolute Überzeugung statt Pseudo-Diversifikation
Wenn du 50 Aktien hältst, kannst du unmöglich alle wirklich verstehen. Bei 9 Positionen schon. Kantesaria kennt jedes dieser Geschäftsmodelle in- und auswendig. Er weiß, wie sie Geld verdienen, wo ihre Wettbewerbsvorteile liegen, wie die Marktdynamik ist und warum sie auch in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit noch dominieren werden.
2. Qualität über Quantität
Schau dir die Namen an: FICO (Quasi-Monopol bei Kreditscores), Visa und Mastercard (Duopol bei Zahlungsnetzwerken), S&P Global und Moody's (Oligopol bei Kreditratings). Das sind keine Zufalls-Investments. Das sind Geschäftsmodelle mit strukturellen Vorteilen, die schwer angreifbar sind. Für mich persönlich wäre das zu konservativ und zu wenig Wachstum, aber es passt zu seinem persönlichen Investmentstil, schließlich verwaltet er große Kundengelder.
3. Weniger Positionen = weniger Fehler
Je mehr Aktien du hältst, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass einige davon langfristig totale Gurken sind. Mit 9 sorgfältig ausgewählten Positionen erhöhst du die Chance auf eine Outperformance und minimierst die Chance auf katastrophale Fehlentscheidungen, solange du weißt, in was du investierst. Konzentration geht schließlich in beide Richtungen, positiv wie negativ.
Fazit: Erfolg ist zwischendurch auch mal unbequem
Dev Kantesaria hat 2025 ein eher bescheidenes Jahr.
Seine größte Position lag zwischenzeitlich mehr als 40% im Minus. Und trotzdem macht er so gut wie nichts, weil...
- die Geschäftsmodelle seiner Unternehmen weiterhin intakt sind
- er seinen Erfolg nicht an der Aktienperformance weniger Monate festmacht
- für ihn langfristiger Erfolg nur durch Geduld und Disziplin entsteht, nicht durch hektisches Handeln.
Er investiert nur in Unternehmen, die er zu 100% versteht. Er hält nur wenige Positionen mit voller Überzeugung anstatt Dutzende Unternehmen, über die er nur oberflächlich Bescheid weiß. Er akzeptiert, dass man temporär Verluste aushalten muss, wenn man langfristig outperformen will. Die Frage ist nicht, wie seine Aktien dieses Jahr laufen, sondern wo sie in den nächsten 5-10+ Jahren stehen.
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Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Samstag.
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