Newsletter #36 - Don't bet against the US

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In deutschen Medien dominieren derzeit kritische Schlagzeilen über die USA – von aggressiver Handelspolitik über politische Polarisierung bis hin zu gesellschaftlichen Spannungen. Doch wer nur darauf achtet, verkennt die strukturelle Stärke, die dieses Land wirtschaftlich trägt.
Ein Perspektivenwechsel lohnt sich – besonders aus Anlegersicht.
Neue Wirtschaftsära: Abgestimmter Dreiklang aus Zöllen, Steuersenkungen und Deregulierung
Die neue wirtschaftspolitische Agenda in den USA kommt nicht von ungefähr: In den letzten Jahrzehnten hat sich die Wall Street hervorragend entwickelt. Doch nun soll nicht mehr nur die Finanzwelt profitieren. Die USA will eine Wirtschaftspolitik, die sowohl das Börsenparkett als auch die Produktionshalle stärkt, ohne dabei die soziale Substanz des Landes zu gefährden.
Ziel ist es, die industrielle Basis der USA neu zu beleben, die langfristigen Folgen des sogenannten "China-Schocks" – also des rapiden Exportbooms nach Chinas WTO-Beitritt (2001) mit gravierenden Arbeitsplatzverlusten in der US-Industrie, sozialem Abstieg und wachsendem Vertrauensverlust in vielen Regionen – sowie die Schieflagen der einseitigen Globalisierung zu korrigieren. Damit soll der Grundstein für eine neue Wachstumsära gelegt werden – eine, die auch der amerikanischen Mittelschicht zugutekommt.
Die Strategie der USA basiert auf drei Eckpfeilern:
- Zölle: Zölle sollen Handelshemmnisse für US-Waren in anderen Ländern abbauen, amerikanischen Herstellern mehr ausländische Märkte öffnen und gleichzeitig Tausende von Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe zurück in die USA bringen. Wirtschaftliche Sicherheit bedeutet nationale Sicherheit: Die COVID-Pandemie hat Schwachstellen in der US-Versorgungskette offenbart und das Risiko aufgezeigt, dass sich die USA bei der Herstellung wichtiger Produkte auf andere Länder verlassen, z.B. Pharma, Halbleiter oder Stahl. Zölle sollen also die industrielle Basis der USA wieder stärken und gleichzeitig erhebliche Einnahmen generieren.
- Steuersenkungen: Die USA verfolgen gezielte Steuererleichterungen für Arbeitnehmer, etwa Steuerfreiheit auf Trinkgelder, Überstunden und Sozialversicherungsbeiträge. Diese Reformen sollen besonders jenen Amerikanern zugutekommen, die unter den Folgen einseitiger Globalisierung gelitten haben. Gleichzeitig sollen Steuerreformen den Bau von Fabriken sowie die Anschaffung von Maschinen und Anlagen fördern – ein klarer Anreiz für Reindustrialisierung. Zusätzlich ist eine steuerliche Abzugsmöglichkeit für Autokredite auf in den USA produzierten Fahrzeugen vorgesehen, um heimische Produktion, Beschäftigung und Kaufkraft anzuregen. Die attraktive Steuerpolitik soll so direkt auf Konsum, private Investitionen, Beschäftigung und Standortattraktivität wirken.
- Deregulierung: Amerika muss wieder mehr bauen – nicht nur Häuser und Fabriken, sondern Halbleiter, Kraftwerke, Datenzentren und andere Zukunftstechnologien. Die Wiederbelebung der industriellen Kapazitäten ist der Schlüssel zur Erhöhung der Beschäftigung und der Löhne in der Mittelschicht sowie die einzige Möglichkeit, mit China um die technologische und militärische Vorherrschaft zu konkurrieren. Deshalb hat sich die US-Regierung eine ehrgeizige Deregulierungsagenda auf die Fahnen geschrieben. Genehmigungsverfahren sollen vereinfacht und regulatorische Kosten für Unternehmen reduziert werden. Zudem sollen Auflagen für kommunale und andere kleine Banken erleichtert werden, die durch Auto- und Wohnbaukredite eine Schlüsselrolle für breite Bevölkerungsschichten spielen. Ein wesentlicher Bestandteil der Deregulierungsagenda ist die Schaffung einer Vormachtstellung im Energiebereich, die die Renaissance der Reindustrialisierung vorantreiben soll.
Diese drei genannten Komponenten sind keine isolierten Maßnahmen, sondern ineinandergreifende Teile: Steuersenkungen und Kosteneinsparungen durch Deregulierung erhöhen das Realeinkommen von Familien und den finanziellen Spielraum für Unternehmen. Zölle entlasten die Einkommensteuer und schaffen Anreize für die Reindustrialisierung. Die Deregulierung ergänzt die Zölle durch die Förderung von Investitionen in günstige Energie und Produktion.
Es gibt erste Zeichen, dass der Wirtschaftsmotor bereits angelaufen ist: Im April wurden 177.000 neue Stellen geschaffen. Seit Januar sind mehr als eine halbe Million Arbeitsplätze im privaten Sektor hinzugekommen. Dazu kommt sinkende Inflation. Sollte der Plan gelingen, werden die Amerikaner vermutlich ab der zweiten Jahreshälfte mehr Arbeitsplätze, mehr Produktion, mehr Wachstum, eine robustere Landesverteidigung, höhere Löhne, niedrigere Steuern, weniger lästige Vorschriften, billigere Energie, weniger Staatsverschuldung und weniger Abhängigkeit von China erleben – und das alles bei einem starken US-Dollar.
All das soll nicht nur die Basis für eine starke Wall Street schaffen, sondern auch die USA wieder zu einem industriellen Kraftzentrum machen.
Kapitalmarktstärke: Darum sind die USA führend
Die US-Wirtschaft überzeugt nicht nur durch die aktuellen Reformen, sondern durch strukturelle Stärken, die weltweit einzigartig sind – und genau deshalb investiere ich bevorzugt dort:
- Tief verankerter Unternehmergeist und Gründerkultur: Kein anderes Land bringt so viele Start-ups, Unicorns und Selfmade-Milliardäre hervor. Scheitern gilt nicht als Makel, sondern als Lernschritt. Die Gründermentalität wird gesellschaftlich, kulturell und politisch unterstützt. Disruption wird nicht gefürchtet, sondern gefördert.
- Effizienter Kapitalzugang: Venture Capital, Private Equity und Börsenkultur sind weltweit führend. Kapital wandert schnell und wirksam dorthin, wo Innovation entsteht – durch Börsengänge, Übernahmen, etc. Selbst riskante Ideen bekommen schnell Anschubfinanzierung, die woanders nie zustande kommen würden.
- Branchenmacht: Die USA führt wichtige Schlüsselindustrien an (künstliche Intelligenz, Cloud, Pharma, Space-Tech, Verteidigung) und bringt die größten Tech-Konzerne der Welt hervor. Lokale Hubs wie das Silicon Valley, Boston oder Austin entfalten eine globale Sogwirkung.
- Kapitalmarktdominanz: Der US-Aktienmarkt ist nicht nur der größte der Welt, sondern auch der liquideste. Es gibt eine enorme Vielfalt an Anlagevehikeln und eine starke institutionelle Basis (z.B. Pensionsfonds, Family Offices).
- Rechtssicherheit und Eigentumsschutz: Die USA profitieren von stabilen rechtlichen Rahmenbedingungen (trotz Bürokratie), verlässlichen Bilanzierungsstandards, einer unabhängigen Justiz sowie dem Schutz geistigen Eigentums.
- Fähigkeit zur Selbstkorrektur: Hohe politische Polarisierung – ja. Aber: die Wirtschafts- und Innovationsmaschine läuft stabil, unabhängig vom Präsidenten. Krisen führen oft zu beschleunigter Innovation, z.B. nach der Finanzkrise 2008 (→ FinTechs) oder nach COVID (→ künstliche Intelligenz).
Fazit
Wer sich ausschließlich auf die tagespolitischen Schlagzeilen konzentriert – Zölle, politische Spaltung, Populismus – verpasst das eigentliche Bild: Die USA sind und bleiben mit hoher Wahrscheinlichkeit ein einmaliges ökonomisches System mit enormer Innovationskraft, unternehmerischer Energie und institutioneller Stabilität.
Die neue wirtschaftspolitische Agenda mag kontrovers wirken, doch sie ist klar darauf ausgerichtet, das Fundament der US-Wirtschaft zu verbreitern – von der Wall Street bis zur Werkbank. Die drei Eckpfeiler – Zölle, Steuersenkungen und Deregulierung – greifen strategisch ineinander und sollen Amerika nicht nur als Finanz-, sondern auch als Industriemacht stärken.
In Verbindung mit den strukturellen Vorteilen – vom Unternehmergeist über Kapitalmarkttiefe bis zur Technologieführerschaft – ergibt sich ein Standort, den man als Anleger nicht ignorieren sollte. Wer langfristig denkt, wird an den USA kaum vorbeikommen.
Ich persönlich setze mit meinen Investments auf die USA.
Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Samstag.
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